2020: Corona hat Burkina Faso erreicht

Noch keine Krankheitsfälle in Viernheims Partner-Landkreis Silly

„Glücklicherweise ist in Silly noch kein Fall von Corona aufgetreten“, so Kamou Konate, der 1. Stadtrat in Viernheims Partner-Landkreis in Burkina Faso. Inzwischen wurden die Grund- und weiterführenden Schulen bis Ende des Monats geschlossen. Durch die Krise wird auch der Aufnahmetermin für die neuen Auszubildenden des Berufsbildungszentrums vorerst verschoben. Landesweit sind auch die Universitäten und viele öffentliche Einrichtungen betroffen. Nachts gilt eine Ausgangssperre. Kamou Konate betont, die Bevölkerung von Silly hielte sich an die vorbeugenden Maßnahmen, wie zum Beispiel regelmäßiges Händewaschen. So seien auch nur Versammlungen bis zu 50 Personen erlaubt. Inzwischen gibt es einen Aufruf, dass ab sofort in den Moscheen kein Freitagsgebet und keine gemeinsamen Veranstaltungen wie Hochzeiten, Beerdigungen, Taufen etc. mit mehr als 50 Personen stattfinden dürfen. Dennoch mache sich bei der Bevölkerung die Angst breit. Echte Kontrollen seien in dem weitläufigen Landkreis allerdings kaum möglich. Silly ist etwa doppelt so groß wie der Kreis Bergstraße und die weit verstreuten Dörfer und Weiler sind fast ausschließlich durch Trampelpfade verbunden. Große Teile der Bevölkerung könne man nur über Info-Kampagnen der Gesundheitsstationen und über die Radiostation in Fara erreichen, so Konate.

288 Corona-Infektionen im Land (03.04.2020)

Nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität in Maryland (USA) sind in Burkina Faso insgesamt 288 SARS-CoV-2-Fälle aufgetreten, davon verliefen bisher 16 tödlich, 55 Personen sind genesen (Daten abgerufen am 03.04.2020 um 12 Uhr). Allerdings gibt es nur wenige  Möglichkeiten, sich auf SARS-CoV-2 testen zu lassen. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen. Intensivstationen zur Behandlung der Erkrankten gibt es praktisch so gut wie keine im Land. Nicht gerade förderlich ist es, dass die Krankheitssymptome in der Anfangsphase der weit verbreiteten Malaria ähneln. „Die einfach ausgestatteten Gesundheitsstationen im Landkreis Silly sind für den Fall einer Epidemie nicht vorbereitet“, so der 1. Stadtrat. Das Personal der Stationen seien keine Ärzte, sondern Krankenpfleger und Hebammen, die mit sehr begrenzten Mitteln auskommen müssten.

„Erschwerend kommt hinzu, dass etwa 800.000 Menschen vor den terroristischen Gruppen im Norden auf der Flucht sind und kaum Zugang zu Gesundheitsstationen haben“, so Klaus Hofmann und Judith Lipp vom Vorstand des Partnerschaftsvereins FOCUS e. V. „Viele Gesundheitsstationen im Norden sind verwaist und die Dorfhelfer können oft nur einfache Wunden versorgen.“ Es bestehe die akute Gefahr, dass sich die Epidemie in Afrika noch schneller als in Europa ausbreite und es vermutlich deutlich mehr Todesfälle geben wird.