Langfristig angelegte Projekte zahlen sich aus

21.592 Euro erzielte die Weihnachts-Spendenaktion des Vereins Focus

Viernheim. Der Verein Focus e.V. hegt seit Jahren eine zielführend verankerte Partnerschaft mit der Gemeinde Silly in Burkina Faso in Afrika. Rund um Weihnachten sammelte er Spenden für die Ausstattung der Auszubildenden am Berufsbildungszentrum ein. „Es kamen sage und schreibe die große Summe von 21.592 Euro zusammen“, zeigte sich Uta Ummenhofer vom Focus-Team Finanzen erfreut. Zur Bekanntgabe des Spendenergebnisses sowie zur Berichterstattung der gegenwärtigen Situation in Silly luden Vertreter der Stadtspitze und des Vereinsvorstands zu einer Pressekonferenz ein.

Schnell wurde deutlich, dass die Situation für die Bevölkerung in der afrikanischen Stadt im Moment neben all den sowieso schon vorhandenen alltäglichen Problemen von zusätzlichen Widrigkeiten belastet ist. Der Terrorismus in Afrika wütet an allen Ecken und Kanten, erzeugt Angst und Schrecken und provoziert über 2 Millionen Binnenvertriebene, die Hunger leiden. Das Militär gibt sich mit zahlreichen Interventionen viel Mühe den Menschen ihre Verzweiflung zu nehmen, bleibt aber in der Summe hinter den Erwartungen zurück. Die Furcht ist weiterhin auf den Gesichtern der Bevölkerungen wahrzunehmen.

Trotz dieser Widrigkeiten sind die in der Partnerstadt Silly langfristig angelegten Projekte des Vereins Focus äußerst erfolgreich und nachhaltig. Das Steckenpferd ist hierbei das Berufsbildungszentrum (BBZ), in dem aktuell 24 Auszubildende eine professionelle Ausbildung im Bereich der Landwirtschaft, Viehzucht und Weiterverarbeitung beendeten. „17 davon erlangten nach erfolgreich abgeschlossener Prüfung die staatliche Anerkennung, drei können sich noch einmal ans Lernen machen, um ihre zweite Chance wahrzunehmen und für vier war die Ausbildungszeit eine gewinnbringende Bereicherung für das Leben“, berichtete Alfred Schmidt vom Focus Vorstand. An dieser Stelle wird deutlich, dass manche Risse in den Bildungsgeschichten junger Menschen – entstanden z. B. durch eine schon fehlende Grundschulzeit – nicht zu schließen sind. Die Spendenerlöse sollen maßgeblich dazu benutzt werden, die Absolventen mit einem auf ihre Bedürfnisse und Fertigkeiten abgestimmtes Starterpaket auszustatten. Dass ein solches lang angelegtes Vorhaben Früchte trägt, zeigt die Laufbahn von Madi Semede. Nach seiner Ausbildung im BBZ gründete er ein kleines Unternehmen für Gemüseanbau und Hühnerzucht, das mittlerweile durch seine vier Mitarbeiter*innen vier weitere Familien ernährt. Dieser Verlauf ist ein Aushängeschild für den Erfolg von gelebter Hilfe zur Selbsthilfe.

Im April 2024 werden erneut 40 junge Menschen mit der Ausbildung beginnen, so viel wie noch nie zu vor. Den Weg reich an Chancen werden in diesem Jahrgang nicht nur die Einheimischen aus Burkina Faso antreten, sondern auch ein paar Binnenflüchtlinge. Neben den Standardmodulen der Ausbildung wurden kürzlich Webkurse eingerichtet. „Auch diese haben einen langfristigen Charakter der Hilfe zur Selbsthilfe, denn sie ermöglichen den Teilnehmer*innen den Umgang mit dem Webrahmen so zu erlernen, um zügig Stoffbahnen für die eigene Familie und für den Handel auf heimischen Märkten produzieren zu können. Die Produktion eigener Baumwolle kann auf Dauer den Einfluss der ausländischen Textilgiganten mindern.“ So Susanne Grüb-Klotz vom Focus-Vorstand.

Ein weiteres Projekt mit dem Namen ‚Solar-Home-Systeme‘ wird vom Brundtlandbüro der Stadt Viernheim mit 3800 Euro finanziert. Der Techniklehrer Robert Quédraego schult die Auszubildenden in der Konstruktion und dem theoretischen Hintergrund von einfachen Photovoltaikanlagen, die für den Betrieb von Akkulampen, Radiogeräten und einfachen Handys Verwendung finden. Ein in seiner Wirkung ebenso langfristig angelegtes Projekt, da es eine Trasse für die Erzeugung von Strom für den alltäglichen Gebrauch bildet. Ein nicht aufgeladenes Handy erzeugt hier zu Lande bei so manchem aus der Rubrik Jung, Mittel oder Alt schweißgebadete Hände – sind wir es doch gewöhnt durch unsere Smartphones im Beruf und Alltag zehrende Wege verkürzen, gar negieren zu können, um privat und wirtschaftlich effizienter zu leben. Das selbständige Erlernen der Erzeugung von Strom und der Verbreitung dieses Wissens, lässt die Bevölkerung in Burkina Faso genau in diesen Genuss kommen, den wir für selbstverständlich halten, und ermöglicht ihnen wirtschafltiche Meilensteine, die sie selbst dirigieren können.

Im Sektor Gesundheit konnte Vorstandsmitglied Wolfgang Pachner von einem Meilenstein berichten. Das Ministerium für Gesundheit startete am 05.02.2024 eine flächendeckende Impfaktion der Kinder im Alter zwischen fünf Monaten und zwei Jahren. Elf Millionen Menschen haben sich im Jahr 2022 in Burkina Faso mit Malaria infiziert.

1. Stadtrat Jörg Scheidel und Stadtverordnetenvorsteher Norbert Schübeler lobten die gute Arbeit und die Ausdauer des Partnerschaftsvereins Focus, bei dem alle Projekte langfristig und nachhaltig angelegt seien, um insbesondere jungen Menschen eine Zukunftsperspektive zu geben. Bürgermeister Baaß freut sich, dass die wichtigen Initiativen trotz aller Widrigkeiten stetig weiterentwickelt würden.

Um diese Nachhaltigkeit der Hilfe zur Selbsthilfe multiplizieren zu können, benötigt es einen weiteren Ausbau an Patenschaften für das Berufsbildungszentrum. Für 10 Euro im Monat kann ein Beitrag zur Finanzierung Ausbildungskosten geleistet werden. Formulare sowie wichtige Informationen gibt es mit nur einem Klick auf der Homepage des Vereins: focus-viernheim.de

(Constanze Pachner)