René Nana aus der Partnergemeinde Silly zu Gast beim Verein Focus e. V.
Über das ganze Jahr hinweg stehen Mitglieder des Partnerschaftsvereins Focus e. V. über soziale Medien, Mails und Handys in Kontakt mit Vertretern der Viernheimer Partnergemeinde Silly in Burkina Faso. Trotz der modernen Kommunikationsmittel ist es nicht immer möglich, über die Distanz hinweg alle relevanten Fragen der kommunalen Entwicklungszusammenarbeit hinreichend zu klären. Aus diesem Grund hat man Abbé René Nana als Verantwortlichen des Berufsbildungszentrums in Silly nach Deutschland zu Arbeitsgesprächen eingeladen. Begleitet wurde er von Bouma Bazié, der sich schon früheren Treffen als kompetenter Übersetzer bewährte. Bei einem Pressegespräch berichtete Abbé René über den Stand der Beratungen.
Die Sicherheitslage habe sich in dem vom Terror gebeutelten Land deutlich verbessert. Viele Straßen, die früher gesperrt waren, können nun wieder befahren werden. Die Armee ist an strategisch wichtigen Stellen präsent. Unterstützt werden sie von jungen VDPs (Volontaires pour la defense de la patrie – Freiwillige für die Verteidigung des Vaterlandes).
Die Regenzeit im letzten Jahr bezeichnete Abbé René als gut, so dass die Versorgung der Bevölkerung grundsätzlich gewährleistet sei. Allerdings könnten sich Binnengeflüchtete nur begrenzt versorgen, da ihnen so gut wie kein eigenes Land und Saatgut zur Verfügung stehen.

Bild: Abbé René Nana (links) und Bouma Bazié mit Vertretern des Partnerschaftsvereins Focus bei den täglichen Gesprächen zur Entwicklungszusammenarbeit im Museum Viernheim. Nana hätte gerne den robusten Traktor mit nach Burkina Faso genommen.
Seit 2012 werden im Berufsbildungszentrum von Silly junge Menschen ausgebildet und viele erwachsene Personen nehmen an den zahlreichen Fortbildungen teil. In Absprache mit Focus e. V. hat man sich im letzten Jahr einem externen Audit unterzogen, um die Organisationsstruktur, die Arbeitsprozesse und das Controlling wirksam zu verbessern. So wurden u. a. die Aufgabenbeschreibungen der Mitarbeiter präzisiert und die Arbeitsverträge angepasst. Beim Rechnungswesen werden die Bereiche Ausbildung und Produktion klar getrennt, um eine aussagefähige Evaluation der Ein- und Ausgaben zu ermöglichen.
Die staatlich anerkannte Ausbildung am Berufsbildungszentrum hat das Ziel, den jungen Menschen effektive Methoden in der Landwirtschaft und der Viehzucht zu vermitteln. Dadurch sollen die Voraussetzungen für eine gesicherte Selbstständigkeit ermöglicht werden. Im letzten Jahr kam das Weben von Stoffen als eigenständiges Modul hinzu.
Sechs junge Mädchen, die ihre Ausbildung bereits abgeschlossen haben, sind weiter im Berufsbildungszentrum verblieben. Gründe hierfür sind zum einen die schlechte Sicherheitslage im Land, die dazu führte, dass einige der Mädchen keinen Kontakt zu ihren Familien haben. Andere sollten zwangsverheiratet werden, so dass man sich für einen weiteren Verbleib im Zentrum entschied. An dieser Stelle dankte Abbé René der Frauenvereinigung Soroptimisten International Club Bensheim/Heppenheim für die Unterstützung besonders engagierter Mädchen.
Wolfgang Pachner vom Team Gesundheit des Focusvorstands berichtete von einem Mädchen, das wegen einer Beinverformung operiert werden musste. Ein weiteres Mädchen mit einem gebogenen Knie bekommt nach einer Operation nun Krankengymnastik.
Sowohl die Zahl der mangelernährten Kleinkinder als auch der mangelernährten schwangeren und stillenden Mütter sei rückläufig. Allerdings machte Abbé René darauf aufmerksam, dass unmittelbar nach der Ernte das Nahrungsmittelangebot besser sei. Spätestens ab Juli / August würde sich das Problem wieder verschärfen. Deshalb werde man weiterhin ein spezielles Mehl als Aufbaunahrung im Berufsbildungszentrum produzieren. Die Beutel zu je 1 Kilogramm kosten 1,10 EUR in der Herstellung. Für Kleinkinder reicht ein Beutel für vier Wochen, für stillende und schwangere Frauen zwei Wochen. An dieser Stelle bedankte sich Abbé René Nana für die große Spendenbereitschaft und Unterstützung, die die Bevölkerung von Viernheim für die Menschen in der Partnergemeinde Silly leistet. Basis für die Hilfe sei die intensive Freundschaft und die Zusammenarbeit zwischen den Menschen unterschiedlicher Kulturen. Leider sei nun auch in Burkina Faso die Unterstützung durch USAID gestrichen worden, so dass die aktuellen Maßnahmen von Focus zum richtigen Zeitpunkt kämen.